Werke für das erste Halbjahr 2002

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Neben einigen anderen Stücken sind es wieder zwei besondere Werke die wir einstudieren wollen und auf die es sich lohnt besonders einzugehen.

Da ist zum einen nach einiger Zeit wieder einmal ein Chorwerk von Alfred Koerppen. Aus den 4 Balladen studieren wir diesmal „Die Ballade vom Jungen Grafen“ ein. Nach dem „Schäfer und Edelmann“ ist dies das zweite Werk aus diesem Zyklus. Die Balladen entstanden 1948 und waren eine Auftragskomposition. Die Texte sind aus der schier unerschöpflichen Sammlung alter Lieder „Des Knaben Wunderhorn“ von Armin Brentano.

Ursprünglich stammt dieser Text aus dem Elsaß und ist die Geschichte eines Grafen der seine Liebste erst verstößt, ihr sogar einen vergifteten Trank reicht, dann jedoch spürt welch großen Fehler er gemacht hat. Über Stock und Stein eilt er, um die junge Dame vor dem Eintritt in ein Kloster noch umzustimmen bei ihm zu bleiben. Vergeblich, er kommt zu spät. Voller Gram bricht ihm sein Herz über diese Situation.

Musikalisch stehen die Werke der Balladen alle in ähnlicher Tradition. Rhythmische Teile wechseln mit sehr eindringlichen, manchmal sogar stille Dämonie wechseln einander ab. Koerppen schafft es immer die Verse in kontrastierende Spannung zu setzten. Nicht volksliedhaft oder sentimental aber eine exzellente „volksgemäße“ Umsetzung des Balladentextes. Alfred Koerppen hat sich nie über die „Mängel“ des Männerchorsatzes hinweggesetzt. Man spürt, wie der Komponist um permanente Balance von musikalischem Ausdruck im zugegebenermaßen sehr engen Tonraum eines Männerchores ringt, dabei aber nie seinen musikalischen Anspruch verliert. Selten findet man Kompositionen, bei denen der Komponist so sehr hilft in den engen besonders tiefen Lagen in den Harmonien trotzdem Trennschärfe herzustellen.

Es bleibt zu hoffen, daß die Beschäftigung mit dem Werk wiederum ein solch wunderbares Erlebnis wird wie bei „Schäfer und Edelmann“.

Ganz anders „Hiru gaukantu euskaldun eta tabernako abesti bat“, was übersetzt soviel wie „Drei baskische Serenaden und ein Trinklied“ heißt. Der junge (1963 geborene) finnische Komponist Jaakko Mäntyjärvi komponierte dieses Werk im Oktober 1998 während einer Chorreise mit dem finnischen Tapiola Chamber Choir zum Wettbewerb ins baskischen Tolosa. Jaakko, der ein Linguist, ja ein Sprachgenie ist, beschäftigte sich während dieser Tournee lange Zeit nach seinem Studium wieder mit dieser Sprache. Die Textvorlage für dieses Werk ist eine Übersetzungsübung aus dem Buch „The Basque language – A practical Introduction“ von Alana R. King. Dabei tritt, wie so oft in den Kompositionen Mäntyjärvis, sein subtiler Sinn für Komik und sein wunderbarer Humor zu tage. Wir üben den 4. Teil, das Trinklied, dessen Musik schon alleine als ein kleines Meisterwerk der Männerchorliteratur bezeichnet werden darf. Allerfeinste Nuancen der Klangschattierungen, die Ausschöpfung der gesamten Spannweite der Männerstimmen und eine meisterhafte Umsetzung einer finnischen Party in einer Baskischen Botega oder einem Irischen Pub in Rotterdam, wo ich den Komponisten und andere wunderbare Freunde beim IFCM-Meeting kennenlernen durfte.

Ich bin froh und gleichermaßen stolz, daß wir uns an diese Werk heranwagen, um wieder einmal einen „Geheimtip“, einen jungen und begnadeten Chorkomponisten in unserer Gegend zum ersten Mal zu präsentieren.

Hüüvä Suomi , Hüüvä Jaakko

 

Text von Hans-Joachim Karl

 
Dieses Projekt wird im Rahmen des bundesweiten Programms IMPULS gefördert. Bundesmusikverband Chor und Orchester e.V. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Neustart Kultur